Hinter dem Bauzaun Baudetails Nachhaltigkeit

Brenner: MITten in DER NATUR

17.09.2025 / Österreich
Baustelle aus der Vogelperspektive
TIEFBAU/
INFRASTRUKTUR
Übersicht

Während wir uns durch den Brennerpass graben, haben wir auch die Anbindung an den längsten unterirdischen Eisenbahntunnel der Welt fertiggestellt. Und zwar schnell und umweltfreundlich.

Mit 600 m zählt das Baulos H21 Sillschlucht zu den kürzesten Abschnitten des Brenner Basistunnels. Und doch: Ohne diese Verbindung vom Hauptbahnhof Innsbruck zum Hauptportal Viller Berg mit den anschließenden rund 130 m langen Tunnelabschnitten könnte künftig kein Zug so schnell von Österreich nach Italien fahren. Und auch an logistischen, ingenieur- und bautechnischen Herausforderungen mangelte es nicht. Die Schlucht ist eng. Infrastruktur wie Autobahnen, Kraftwerke, Bahntunnel und auch das Naherholungsgebiet mit der Bergisel Sprungschanze sind sehr nahe an der Baustelle. Und dann ist da noch der namensgebende Fluss der Schlucht, die Sill. Aber wir konnten alle Arbeiten erfolgreich umsetzen. Die Zeit spielte dabei von Anfang an eine große Rolle.

Bestmöglich

Baustelle mit rotem Kran in einer Schlucht
(c) Peter Fahrengruber

Fast acht Monate dauerte die Angebotsprüfung mit der Bewertung. Bei dem anspruchsvollen Bieterverfahren entfielen 55 % der Bewertungspunkte auf den Preis und 45 % auf Umweltaspekte, Logistik- und Baukonzepte sowie Terminoptimierung. Wir erstellten das Angebot gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen vom Grund- und Stahlbau, der Tunnelbauabteilung, der pde, der Präqualifikationsabteilung sowie den Tiefbau- und Abdichtungsabteilungen von unserem Standort in Tirol. Wir erreichten einen bestmöglichen Preis und ein Maximum an wichtigen sonstigen Zuschlagskriterien und setzten uns mit einer Angebotssumme von rund EUR 60 Mio. erfolgreich gegen unsere Mitbewerber durch. Im Juni 2020 erhielten wir den Auftrag von der BBT SE, schon im August starteten wir mit den Bauarbeiten. Und wir hatten einiges zu tun: Wir bauten drei Stahlverbundbrücken und eine Spannbandbrücke, einen 132 m langen Tunnel in offener Bauweise, eine 284 m lange Stützmauer auf Bohrpfahlgründung und zwei rund 130 m lange Tunnelabschnitte im konventionellen Sprengvortrieb. Hinzu kamen noch umfangreiche Erd- und Wasserbauarbeiten.

Verbindend

Das Nordportal ist die Ein- und Ausfahrt zum Brenner Basistunnel. Im Oktober 2021 erfolgte der feierliche Tunnelanschlag für die zwei Tunnelanbindungen. Das Südportal nahe Franzensfeste wurde bereits im Dezember 2018 durchschlagen. Dort wird nach Inbetriebnahme der Güterverkehr rollen. Durch das Nordportal werden hauptsächlich Personenzüge verkehren, da die Güterzüge die Umfahrung Innsbruck nutzen können. Im Anschluss an die Portale in Nord- und Südtirol verläuft der Brenner Basistunnel auf der 55 km langen Strecke zwischen Innsbruck und Franzensfeste in zwei eingleisigen Tunnelröhren. Das Hauptportal bildet zusammen mit zwei neuen Eisenbahnbrücken und dem Richtung Innsbruck anschließenden Portal des Vortunnels Silltal am Fuße des Bergisels ein bautechnisches Ensemble.

Flussbett, über das sich eine Brücke spannt

Nachhaltig

Die vordere Sillschlucht naturnah und ökologisch aufzuwerten und mit der unberührten Umwelt der hinteren Sillschlucht zu verbinden, forderte uns. Ein interdisziplinäres Team aus Tief-, Tunnel- und Flussbauer*innen, Landschaftsplaner*innen, Geolog*innen und Architekt*innen erarbeitete gemeinsam mit der BBT SE einige Lösungen, um die baulichen Anforderungen und die Gestaltung der Umgebung in Einklang zu bringen. Die sichtbaren Bauwerke – Stützwand Portal Viller Berg sowie Nord- und Südportal des Vortunnels – setzten wir in der höchsten Sichtbetonqualität um. So wurde es in der Genehmigung und architektonischen Gestaltung gefordert. Neben der Renaturierung des Flusslaufs und der Aufweitung des Hangfußes des Bergisels entwickelten wir ein Gesamtkonzept, das die Ingenieurbauten harmonisch in die Landschaft integriert. Mit Arbeitsmodellen und digitalen 3D-Modellierungen testeten wir verschiedene Bauvarianten und Oberflächengestaltungen, die wir optimierten und schließlich umsetzten. Wir sind stolz, das Projekt so erfolgreich abgeschlossen und damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der europäischen Mobilität geleistet zu haben. Und das auch noch schnell und umweltfreundlich. Alles auf Schiene in der Sillschlucht.

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