Hinter dem Bauzaun Baudetails Technik

PEMA 2

30.10.2019 / Österreich / Wolfgang Feichtner
HOCH
BAU
Übersicht

Factbox


Auftraggeber: Pema Firmengruppe

Auftragnehmer: Arge PORR-Ortner-Elin

Architekt: LAAC Architekten – PORR Design & Engineering GmbH

Auftragsart: Generalunternehmer

Projektart: Hochbau/Wohnbau

Leistungsumfang: Errichtung eines Wohn- und GeschÀftsgebÀudes, mit 173 Wohneinheiten, Tiefgeschoss mit drei Untergeschossen

Auftragsvolumen: ca. EUR 30 Mio.

Baubeginn: 06/2016

Bauende: 09/2018

In Innsbruck realisierte die PORR auf einem Ă€ußerst beengten Baufeld ein multifunktionales, architektonisch anspruchsvolles Hochhaus.

Die unmittelbare NĂ€he zu den Fahrstromleitungen der ÖBB brachte wĂ€hrend der Bauphase zusĂ€tzliche Herausforderungen. So mussten beispielsweise Bahngleise stillgelegt werden und die begrenzten rĂ€umlichen Möglichkeiten erforderten kreative Lösungen fĂŒr die Baustelleneinrichtung.

Die Rahmenbedingungen fĂŒr das Projekt waren Ă€ußerst herausfordernd. Denn das von der Pema Gruppe erworbene GrundstĂŒck weist lediglich eine FlĂ€che von 3.000 mÂČ auf und grenzt direkt an die Gleisanlagen des Innsbrucker Hauptbahnhofes an. Zudem liegt das GrundstĂŒck an einer hoch frequentierten Verkehrsader mit Bus- und Straßenbahnverkehr sowie einer komplexen Kreuzungssituation.
In diesem beengten Umfeld plante die Pema Gruppe den Bau eines 50 m hohen, multifunktionalen WohngebĂ€udes. Aus dem geladenen Wettbewerb ging ein Projekt des renommierten ArchitektenbĂŒros LAAC als Sieger hervor.
Das als „Urbaner Hybrid“ bezeichnete Siegerprojekt ĂŒberzeugte die Juroren mit einer fĂŒr die AusfĂŒhrung herausfordernden GebĂ€udegeometrie sowie einer komplexen, aufwendig gestalteten Glasfassade. Mit der AusfĂŒhrungsplanung des GebĂ€udes wurde die PORR Design & Engineering GmbH beauftragt, die kĂŒnstlerische Oberbauleitung blieb beim BĂŒro LAAC.

Vorarbeitung und Auftragserweiterung

UrsprĂŒnglich wurde die PORR ausschließlich mit der Errichtung der Baugrube beauftragt. Die aufwendige Baugrubensicherung bestand aus einer Kombination von BohrpfĂ€hlen, Spritzbeton und Ankern. In enger Zusammenarbeit mit der PORR Design & Engineering  GmbH wurden zahlreiche Optimierungen geplant, sodass bei selber GebĂ€udehöhe ein zusĂ€tzliches Wohngeschoss eingeplant werden konnte. Da sich dadurch die RentabilitĂ€t des Projektes fĂŒr den Bauherrn erheblich erhöhte, ging der Generalunternehmerauftrag an die PORR in einer Arbeitsgemeinschaft mit Ortner und Elin.

Eine besondere Herausforderung stellte auch der Aussenbereich des Technikraums dar, dessen schrĂ€ge Deckenplatte das dritte und vierte Obergeschoss verbindet und den Vorsprung des darĂŒber aufgehenden Turms bildet.

Komplexe Logistik

Geplant wurde das als Hochhaus eingestufte GebĂ€ude als Stahlbetonkonstruktion. Aus wirtschaftlichen GrĂŒnden wurde die extrem starke Bodenplatte in einer Kombination aus 75 StĂŒck SchneckenortbetonpfĂ€hlen mit einer Tiefe von bis zu 19 Metern sowie einer reduzierten Bodenplatte hergestellt. Da außer der Baugrube keine FlĂ€che fĂŒr grĂ¶ĂŸere Lagerungen zur VerfĂŒgung stand, wurde aufgrund der PlatzverhĂ€ltnisse das GebĂ€ude in den vorgezogenen „Turmbereich“ sowie in den spĂ€ter nachgezogenen „Flachbau“ unterteilt. Die AußenwĂ€nde der Tiefgarage wurden Großteils mittels einseitiger Schalung mit einer Trennlage versehen und an die Spritzbetonsicherung verbaut.

Da ab dem ersten Obergeschoss die SicherheitsabstĂ€nde zu den Fahrstromleitungen der Bahngleise deutlich unterschritten wurden, wurde im Vorfeld in enger Zusammenarbeit mit der ÖBB ein Sicherheitskonzept erstellt. Darin wurde vereinbart, dass das vom GebĂ€ude lediglich rund 5 m entfernte Bahngleis fĂŒr zwei Monate außer Betrieb genommen wird. Die PORR wiederum verpflichtete sich, in diesem Zeitraum das Erdgeschoss bis zum dritten Obergeschoss herzustellen.

Auf der Decke ĂŒber dem zweiten Obergeschoss wurde in Zusammenarbeit mit der Doka ein auskragendes Schutzplateau hergestellt, um das dann wieder in Betrieb genommene Bahngleis vor herabstĂŒrzenden GegenstĂ€nden zu schĂŒtzen.

Ein weiteres Highlight stellt der Außenbereich des Technikraums dar. Seine schrĂ€ge Deckenplatte, die das dritte mit dem vierten Geschoss verbindet, bildet den Vorsprung des darĂŒber aufgehenden Turms. Die gesamten Auskragungen des Turmbereiches ab der Decke ĂŒber dem zweiten Obergeschoss wurden mittels einer großflĂ€chigen Staxokonstruktion mit bis zu 12 m Höhe hergestellt.

Die Steigzonen der Wohnungen wurden mit vorgefertigten Instablockelementen hergestellt. Damit konnten sĂ€mtliche erforderliche AnschlĂŒsse wie etwa fĂŒr Duschen und WCs bereits werkseitig eingebaut werden, was den Einbau deutlich vereinfachte und die Bauzeit verkĂŒrzte.

Die Steigzonen der Wohnungen wurden mit vorgefertigten Instablockelementen hergestellt. Das hat den Einbau erleichtert und die Bauzeit verkĂŒrzt.

Beengtes Umfeld

Die auskragende Architektur macht PEMA 2 zu einem echten Blickfang. Quelle: PORR Bau GmbH

Auch fĂŒr die Platzierung der Bauleitungs-, SanitĂ€r-, Polier- und Mannschaftscontainer musste die PORR eine passende Lösung finden. Da wĂ€hrend der Rohbauphase auch auf benachbarten GrundstĂŒcken keine Möglichkeit bestand, die Container aufzustellen, beschloss die PORR die Container auf eine Staxokonstruktion zu stellen. Auf diese Weise befanden sich die Container auf Höhe des dritten bis fĂŒnften Geschosses, was die Wegzeiten des Personals erheblich verkĂŒrzte.
Die gesamte Glasfassade des GebĂ€udes wurde aus wirtschaftlichen GrĂŒnden vom Bauherrn an eine externe Firma vergeben. Mit Bauleitung und Abwicklung wurde aber wieder die PORR beauftragt.
Der Ausbau der Wohnungen zwischen dem dritten und 13. Geschoss begann im Juli 2017. Bereits ab MĂ€rz 2018 konnten die direkt vom Bauherrn beauftragten KĂŒchen eingebaut werden.

Bibliothek fĂŒr höchste AnsprĂŒche

Zu einer besonderen Herausforderung entwickelte sich der Ausbau der neuen Innsbrucker Stadtbibliothek im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss des SockelgebĂ€udes mit einer GesamtflĂ€che von ca. 4.000 mÂČ. FĂŒr die architektonische Gestaltung der Bibliothek zeichnete wieder das ArchitekturbĂŒro LAAC verantwortlich. Die ursprĂŒnglich eher einfache Gestaltung wich nach und nach einer sehr hochwertigen Ausstattung, die höchste AusfĂŒhrungsqualitĂ€t erforderte. Gleichzeitig mussten auch alle AusfĂŒhrungsĂ€nderungen beim Bauherrn zeitgerecht angemeldet werden.

Ende September 2018 wurde die PORR mit dem Ausbau einer zusĂ€tzlichen BĂŒroflĂ€che im ersten Obergeschoss beauftragt, die vom Mozarteum genutzt wird. Die Fertigstellung dieser FlĂ€chen erfolgte Mitte Dezember 2018.

Fazit

Mit PEMA 2 hat die PORR erfolgreich ein Projekt realisiert, das stark im Fokus der Öffentlichkeit stand – beginnend mit der exponierten Lage inmitten eines Verkehrsknotenpunktes, ĂŒber die spektakulĂ€re Baugrube, bis zu den fĂŒr Innsbruck außergewöhnlichen Dimensionen sowie der speziellen GebĂ€udegeometrie. Bei der Umsetzung konnten die breiten Ressourcen des PORR-Konzerns bestmöglich genutzt werden.

Galerie

Technische Daten

BruttogeschossflÀche

29.280 mÂČ

Verbauter Betonstahl

2.200 t

GrundstĂŒcksflĂ€che

ca. 3.000 mÂČ

Baugrubentiefe

10,00 m bis 14,00 m

PKW-StellplÀtze

189

Aushub

30.000 mÂł

BohrpfÀhle

75 Stk. SOB PfÀhle

Verbauter Beton

20.000 mÂł

Umbauter Raum

ca. 100.000 mÂł

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