Projekt B.R.I.O.: Mit Özlem hoch hinaus
Sie will nicht nur hoch hinaus. Sie ist schon hoch oben. Jeden Tag schaut Özlem von ihrem Kran auf die Baustelle herab und bewegt schwere Lasten. Wir haben sie im Sommer bei einem unserer nachhaltigsten Projekte besucht. Und ich bin froh, dass ich für unser Gespräch nicht zu ihr in die Krankabine musste.
Die Knie werden schwach. Und mir wird ein bisschen schwindelig. Dabei stelle ich mir nur vor, wie ich da hinaufklettere. Ich mache es gar nicht wirklich. Der Kran ist 60 m hoch. Er wackelt hin und her, sobald der Wind weht. Und der weht in Wien fast immer. Keine zehn PORRianer würden mich da hochbringen. Doch wenn Özlem sich auf den Weg zu ihrem Arbeitsplatz macht, verspürt sie Begeisterung. „Ich brauche ungefähr fünf bis sieben Minuten, dann bin ich oben“, sagt sie, als wäre es ein gemütlicher Spaziergang.
Höchster Holzhybrid-Wohnbau

Ich besuche die Kranfahrerin im Stadtentwicklungsgebiet Neues Landgut in Wien-Favoriten. Hier hat die PORR für das ÖSW, das Österreichische Siedlungswerk, den höchsten Holzhybrid-Wohnbau des Landes realisiert. B.R.I.O. verbindet modernste Bauweisen mit Nachhaltigkeit. Zum Einsatz kamen eine serielle Bauweise mit einem hohen Anteil an Fertigteilen aus Holz und Beton. Durch die Kombination von solchen Fertigteilen, Massivholzbauteilen und vorgefertigten Holzrahmenwänden konnte der Bauablauf deutlich optimiert werden. Gleichzeitig spart das Konzept rund 20 % CO2 gegenüber einem konventionellen Stahlbetonbau – ein klares Bekenntnis also zu Klimaschutz und Ressourcenschonung. Ein besonderes Highlight war die neuartige Bauweise mit Beton-Vollfertigteilen inklusive integrierter Bauteilaktivierung – einem energieeffizienten Heiz- und Kühlsystem, das die thermische Speichermasse der Betonbauteile nutzt. Diese Elemente ruhen auf rund 900 Stützen aus Brettschichtholz, die rasterartig in der Fassade und im Inneren des Gebäudes angeordnet sind. Das System sorgt nicht nur für Stabilität, sondern auch für eine hohe Wiederholungsrate der Anschlussdetails. Und das bedeutet einen echten Fortschritt für das serielle und nachhaltige Bauen.
Höchster Kran

Es ist Sommer. Die Bauarbeiten sind noch in vollem Gange. Und Özlem sitzt hier auf dem höchsten der drei Kräne - zum Zeitpunkt meines Besuchs, mittlerweile ist sie schon bei einem anderen Projekt im Einsatz. Seit 2017 ist sie Kranfahrerin. „Und seit 10. Juni 2024 bin ich stolze PORRianerin. Andere Kranfahrer haben gesagt, ich soll zur PORR gehen. Und ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe.“ Ihr Arbeitstag beginnt um 6:30 Uhr. Und wenn sie dann mal oben in ihrer Kabine ist, kommt sie so schnell nicht mehr runter. „Ich nehme in der Früh eine Jause und viel Wasser mit, weil es im Sommer ziemlich heiß werden kann. Meistens bin ich dann durchgehend am Kran, manchmal klettere ich mittags hinunter, aber die Zeit vergeht da oben sehr schnell“, sagt Özlem. Und man weiß ja: Die Zeit vergeht dann am schnellsten, wenn wir tun, was uns Spaß macht. Um 17:30 Uhr ist der Arbeitstag für sie vorbei. Wenn nicht dringend noch Wichtiges zu erledigen ist.
Höchste Anforderungen
Für diese Geschichte möchte ich mit Özlem nicht nur reden, sondern auch ein paar Porträtfotos von ihr machen. Sie ist dafür extra zu mir heruntergeklettert. Andersherum wäre es mit meiner Höhenangst auch nicht gegangen. Danke, Özlem. Aber immerhin: Es geht neun Stockwerke hinauf und über eine Leiter auf eines der Dächer des B.R.I.O. Zugegeben, die Aussicht über Wien ist einmalig. Aber für mich ist das schon hoch genug. Für Özlem nicht. „Mich begeistert es, in luftiger Höhe zu arbeiten. Da fühle ich mich frei wie ein Vogel“, sagt sie. „Man muss natürlich schwindelfrei sein, wenn man Kranfahrerin oder Kranfahrer werden will. Und man sollte fit sein, weil man jeden Tag über die Leiter hinauf in die Kabine klettern muss. An manchen Tagen sogar mehrmals.“ Außerdem müsse man eine Teamplayerin und gleichzeitig sehr selbstständig sein. Eigentlich wollte sie aber gar nicht auf der Baustelle arbeiten. Als Kind wäre Özlem gerne Polizistin geworden. Und konnte sich auch gut vorstellen, Karriere beim Bundesheer zu machen. Wir sind jedenfalls froh, dass sie sich für die PORR entschieden hat. Denn wenn man seinen Job so gerne macht wie Özlem, macht man ihn auch besonders gut. Und steckt andere mit der Begeisterung an.