Das Hausboot der Zukunft ist mehrstöckig und vielseitig nutzbar. Wie genau, das zeigen unsere Top 5 der schwimmenden GebĂ€ude - vom Bauernhof bis zum BĂŒrokomplex.
Mit schwimmenden GebĂ€uden will die Architektur dem Klimawandel und seinen Folgen trotzen. Immerhin rechnet das Intergovernmental Panel on Climate Change, kurz IPCC, bis Ende des Jahrhunderts mit einem Anstieg des Meeresspiegels von bis zu einem Meter. Venedig versinkt schon jetzt regelmĂ€Ăig im Hochwasser. Viele GroĂstĂ€dte wie Miami oder Jakarta mĂŒssen sich auf Ăberflutungen einstellen. Das hat schwimmenden Bauprojekten einen Boom in der Entwicklung beschert. Der Vorteil sogenannter amphibischer GebĂ€ude ist naheliegend: Befestigt mit Pontons oder auf schwimmenden Plattformen, passen sie sich dem Wasserpegel an statt gegen ihn standhalten zu mĂŒssen. Und die Möglichkeiten sind jetzt schon beeindruckend.
5. Theater am FlussFrankreich
Das Theater LâĂle Ă in Lyon von Waterstudio NL wurde aus leichtem Cross-Laminated Timber gebaut. Elegant schwimmt das moderne Kulturzentrum mit seinen zwei VeranstaltungssĂ€len und drei Ebenen auf der RhĂŽne. In den modularen RĂ€umen finden Workshops, Fortbildungen und Events statt. Auf der 140 mÂČ groĂen Dachterrasse können Besucherinnen und Besucher den Blick aufs Wasser genieĂen. Der Ponton aus Stahlbeton wurde im Hafen von Edouard-Herriot vorgefertigt und dann aufs Wasser gesetzt. Der komplette Stahlbetonrumpf hat eine LĂ€nge von mehr als 40 m und eine Breite von rund 11 m. Die Bordwandhöhe von 2,70 m wurde mit einem Wandschalungssystem in drei Takten geschalt und betoniert. In den ersten Takt sind die komplette AuĂenwand, der 25 cm dicke Rumpfboden und vier verstĂ€rkende Rumpfquerbalken integriert.
4. Floating Spa & HotelLappland
Im Spa-Hotel Arctic Bath in Lappland treiben das Floating Spa und einige der Boutique-HĂŒtten am Fluss Lule Ă€lv. Nur ein Holzsteg verbindet sie mit dem Festland. Entworfen hat die Anlage ein Architektenteam rund um Bertil Harström, Johan Kauppi und Annkathrin Lundqvist â in Erinnerung an die nordische Tradition des Holzschwemmens. Auf Luxus und Komfort muss in der arktischen Wildnis nicht verzichtet werden. Seit 2020 kann man im Designhotel skandinavisches Hygge in Reinform genieĂen. Und nach dem Nordlicht-Spotting oder einer Hundeschlitten-Tour im Floating Spa entspannen.
3. Kirche als MahnmalDeutschland
Mit der Initiative Kunst statt Kohle wurde bereits 2010 die VINETA auf den Störmthaler See gesetzt, der durch die Flutung eines ehemaligen Kohletagebaus entstand und erst 2014 komplett fĂŒr die Ăffentlichkeit freigegeben wurde. Mit ihrer Höhe von 15 m zĂ€hlt die Kirche zu den höchsten schwimmenden Bauwerken auf Deutschlands Seen. Das GebĂ€ude dient als Mahnmal fĂŒr die Orte, die dem Kohleabbau weichen mussten. So ist auch die Architektur von VINETA eine Anlehnung an die traditionellen Dorfkirchen der Region. Turmzimmer und Haus können fĂŒr Events gemietet werden. Betrieben wird die schwimmende Kirche zwar vom weltlichen Kristallpalast VarietĂ© Leipzig, standesamtliche Trauungen können trotzdem gebucht werden.
2. Schwimmender BauernhofNiederlande
Die weltweit erste schwimmende Farm ist seit Mai 2019 in Betrieb und wurde von Goldsmith in Rotterdam geplant. Nach dem Kreislaufprinzip wachsen hier frische Microgreens, GemĂŒse und KrĂ€uter in einem intelligenten, geschlossenen System. Laut Betreiber benötigt die Vertical Farm im Bauch des Bauernhofs 85 % weniger Wasser als der traditionelle Anbau und kommt komplett ohne Pestizide aus. FĂŒr die MilchkĂŒhe im oberen Stockwerk steht artgerechte Haltung an erster Stelle. Mit dem schwimmenden Bauernhof in Rotterdam sollen nachhaltige, biologische und frische Lebensmittel nahe an den stĂ€dtischen Verbraucherinnen und Verbrauchern produziert werden â ein Leuchtturmprojekt mit Potenzial.
1. BĂŒrokomplex Niederlande
Wir bleiben in Rotterdam: Vor der Halbinsel Kop van Zuid liegt das dreigeschossige Floating Office Rotterdam, entworfen von Powerhouse Company. Die Skelettkonstruktion besteht aus groĂen Leimbindern mit aussteifenden Brettsperrholzdecken und -wĂ€nden. Mit seinem GrĂŒndach, zahlreichen Balkonen und der groĂflĂ€chigen Glasfassade steht der schwimmende Komplex den festverbauten in nichts nach. Solarpaneele versorgen das GebĂ€ude mit Strom, das KĂŒhl- und Heizsystem ist in den Decken verlegt. KĂ€lte wird direkt dem Wasser entzogen und in den 15 Betonpontons, auf denen das GebĂ€ude steht, mit integrierten Wasserleitungen ins Haus gefĂŒhrt. Neben den BĂŒroflĂ€chen in den oberen Stockwerken befindet sich im Erdgeschoss auch ein Restaurant und ein Swimmingpool. Insgesamt sind so 5.880 mÂČ klimaresiliente NutzflĂ€che in zentraler Lage entstanden.